Hallo Sascha, schön, dass du uns ein paar Einblicke in den Verlauf der Saison gibst. Hast du am Anfang der Saison mit diesem positiven Ausgang gerechnet?
Nachdem wir zu Beginn der Saison zwei Leistungsträger abgeben mussten und acht neue Spieler für unseren Kader des Jahrgangs 2009 gewinnen konnten gab es schon einige Fragezeichen. Wie werden die neuen Jungs integriert? Können sie auch qualitativ die entstandenen Lücken füllen? Da einige aus unterklassigen Mannschaften zu uns kamen fragt man sich natürlich auch ob die Spieler die notwendige Ernsthaftigkeit und den Willen mitbringen sich durchsetzen und in der Regel 4 -5 mal pro Woche im Spiel wie im Training Leistung bringen zu wollen. Wie spielen die Eltern mit? Unterstützen auch sie die Entscheidung der Jungs?
Die ersten Testspiele waren dann ganz ok und mein Trainerkollege Hubert Heymann und ich waren uns recht schnell einig, dass wir es zumindest in die Meisterrunde schaffen wollten. Dies haben wir dann auch recht frühzeitig als Mindestziel der Mannschaft mitgeteilt.
Dann kam das erste Spiel, ein Heimspiel gegen Hamm, und die erste von insgesamt nur zwei Niederlagen. Die Niederlage war auch verdient, da wir nicht wirklich ins Spiel kamen und nicht nur spielerisch sondern insbesondere kämpferisch schwach waren.
Was waren im Verlauf die größten Herausforderungen und wie habt ihr diese gemeistert?
Zu allererst galt es die vielen Neuzugänge zu integrieren. Da wir jedoch schon lange nicht nur auf fußballerische Qualitäten sondern auch auf soziale Faktoren bei Spielern (und auch Eltern) achten haben es sowohl die Jungs der Mannschaft den „Neuen“ leicht gemacht und zum anderen die Neuzugänge sich unglaublich schnell integriert. Wir haben immer wieder gemeinsame Aktionen auch mal außerhalb des üblichen Spiel- und Trainingsbetriebes (Besuch Bundesligaspiel, Kartfahren, Cagesoccer, gemeinsames Essen, Schwimmbadbesuche usw.) angeboten die allesamt super angenommen wurden.
Schwieriger war es dann den Kader von 19-20 Spielern über die ganze Saison zusammenzuhalten. Da doch ein gewisses Leistungsgefälle im Kader bestand haben während der Saison vier Spieler aufgehört bzw. die Mannschaft in unterklassige Teams verlassen. Hinzu kamen langwierige Verletzungen wie zwei Kreuzbandrisse, Handgelenksbruch u.a. Somit war der Kader trotz zweier Neuzugänge im Winter zeitweise recht dünn. Durch die gute Zusammenarbeit mit dem Trainerteam der U14 haben wir hier jedoch ab und an Unterstützung erhalten.
Die meiner Meinung nach wesentlichste Anpassung war jedoch taktischer Natur. Nach dem ersten Spiel gegen Hamm, in dem wir in einem 3 – 5 – 2 gerade defensiv recht anfällig waren haben wir ab dem zweiten Spiel in einem 4 – 5 – 1 gespielt und letztlich auch durch die mit Abstand beste Defensive der Liga die Meisterschaft geholt.
Worauf bist du bei der Entwicklung der Saison besonders stolz?
Die EGC Wirges ist ein Ausbildungsverein. Für uns als Trainerteam geht es daher im Wesentlichen um die nachhaltige Ausbildung unserer Spieler für die weiteren Junioren- und Seniorenteams. Wenn denn dann auch höherklassige Vereine mit NLZ´s die Spieler sehen und haben wollen haben wir eine ganz wesentliche Aufgabe erfüllt. Erst danach sehe ich natürlich auch sportliche Ziele. Dies haben wir im Verlauf der Saison meines Erachtens nach sehr gut hinbekommen. Wenn ich die Spieler gedanklich durchgehe haben die meisten von Ihnen einen unglaublichen Sprung gemacht sowohl taktisch, technisch bezogen auf das Fußballerische aber auch menschlich. Dazu haben viele Leute beigetragen – die Mannschaft als Kollektiv, die Eltern und letztlich wohl auch wir als Trainerteam.
Nun ja und natürlich sind wir besonders stolz auf eine bereits am drittletzten Spieltag absolut verdiente erreichte Rheinlandmeisterschaft, den damit verbundenen Aufstieg in die höchste deutsche C-Juniorenspielkasse, die Regionalliga und die vielen Glückwünsche auch von anderen Vereinen, die die Leistung der Mannschaft anerkennen.
Bei aller Freude gibt es aber auch Kritik zu äußern. Ich denke, dass wir vermutlich die erste oder zumindest eine der wenigen Rheinlandmeistermannschaften sind, deren Spieler konsequent von DFB-Stützpunkten unberücksichtigt sind. Wie kann es anders sein, dass wir deutliche Siege gegen Regionalligamannschaften erzielt haben aus deren Mannschaft 4-5 Spieler zum Teil sogar Rheinlandauswahl spielen oder Einzelspieler von Ligakonkurrenten letztlich gegen uns vollkommen unauffällig waren. Wir stellen die mit großen Abstand beste Defensive und eine der besten Offensiven! Hier muss das System des DFB in meinen Augen ganz stark hinterfragt werden, da in den Stützpunkten leider häufig offensichtlich eher die Vereinszugehörigkeit eines Spieler als das tatsächliche Talent eine Rolle spielt. Der Verband wird dies sicherlich anders sehen, allerdings fehlen ihm zumindest in Bezug auf Spieler meiner Mannschaft hier die Argumente. Und bis heute hat sich hierzu auch kein Stützpunktverantwortlicher mir gegenüber in Bezug auf unseren tollen Jahrgang 2009 geäußert.
Dies trübt unseren Erfolg aber nicht und wir freuen uns auf das weitere Miteinander mit den Spielern in der künftigen B-Jugend.